Nur noch eine Woche in Helensville – Zeit den Bericht über meinen letzten Trip heute und morgen abzuschließen, um noch ein paar sinnige Artikel zum Abschied zu schreiben.
Also fangen wir gleich an:
in Opotiki wurde ich durch prasselnden Regen geweckt, der mich dazu brachte, lieber noch 2 Stunden weiterzuschlafen, sprich also um 9 statt um 7 in den Tag zu starten. Mein White-Island-Trip war ja eh abgesagt, drum war ich etwas unmotiviert. Zum Glück hatte ich mir bereits Gedanken für ein Alternativprogramm gemacht.
So ging es denn auch bald von Opotiki los nach Nordwesten, entlang der Straße, die zu einem guten Teil direkt entlang der Küst führt. Sehen konnte man der schlechten Wetterverhältnisse wegen aber eh nicht viel. Macht nix – diesen Teil der Strecke kannte ich bereits.
Mein eigentliches Ziel war Rotorua, da ich aber in Whakatane bisher noch nie gewesen war, entschloss ich trotz des Wetters der Stadt noch einen kleinen Besuch abzustatten. Entlang eines recht großen Naturhafens, den man aufgrund schlechter Sicht jedoch kaum ausmachen konnte, führte der Weg über ein paar Hügel (ich dachte eigentlich, das Umland wäre flach), die ebenfalls eine grandiose Aussicht aufs Meer und Umland hätten bieten können, in die doch recht große Stadt Whakatane (sprich: Fucka-Tane ;)) mit ihren gut 15.000 Einwohnern. Einmal durchgefahren, getankt und dann ging es auch schon wieder hinaus, da man aufgrund des schlechten Wetters ja eh nix machen geschweige denn sehen konnte.
Mein nächstes Hauptziel war das Waiotapu Thermal Wonderland, das etwa eine halbe Stunde südlich von Rotorua liegt. Statt jedoch den schon bekannten Weg über Rotorua zu fahren, entschloss ich mich für eine Schotterpiste durchs Nirgendwo – musste ja auch nochmal ein letztes Mal sein.
Erst stattete ich jedoch noch dem Städtchen Kawerau einen Besuch ab, das am Fuße des Vulkans Mt Edgecombe (nicht zu verwechseln mit dem in Alaska) liegt. Man kann ihn auf den Fotos sehen, zumindest die Umriße. Den 820m hohen Vulkan und bereits etwa 2300 Jahre ruhenden Vulkan hinauf wird jährlich ein Rennen veranstaltet, das „King of the Mountain Race“, eine weltweite Serie von Rennveranstaltungen.
In Kawerau liegt zudem eines der größten Thermalkraftwerke Neuseelands, ansonsten hat die Stadt aber nichts zu bieten. Ich kehrte also um, fuhr wieder ein bisschen zurück und bog in die Straße nach Murupara ein. Das ist ein kleines isoliertes Städtchen zwischen Rotorua und Taupo, der erste zivilisatorische Außenposten nach der Reise durch den Te Urewera Nationalpark am Lake Waikaremoana vorbei. Dementsprechend kannte ich das Städtchen auch schon, nicht aber die nördliche Gegend überhalb, die ich nun durchquerte. Vorbei an zwei aufgestauten Seen und ansonsten dichten Ur- bzw. Forstwald, der teilweise schon zum Kaingaroa Forest gehörte. Das ist ein riesiger komplett aufgeforsteter Wald mit einer Fläche von etwa 2900 km² – damit größter Forstwald der südlichen Hemisphäre.
An einer Stelle nach ein bisschen Fahrt hatte ich die Möglichkeit, entweder die noch geteerte Straße weiterzufahren oder auf meine tolle Straßenkarte zu vertrauen und eine Schotterpiste als Abkürzung zu nehmen. Ich entschied mich für die Schotterpiste, was jedoch eher eine ziemliche Verlängerung bedeutete. Die wurde nämlich, wenn überhaupt, nur von Baumtransportern befahren. dementsprechend schlecht war der Belag. Stellenweise überwog der Matsch, verstärkt durch den starken Regen, der mich einige Male unbeabsichtigt driften ließ und Angst in mir weckte, in dieser entlegenen Gegend stecken zu bleiben. Handyempfang hatte ich dort nicht, wie ich zu meinem Schrecken feststellte. Nicht nur der Matsch, sondern auch der Schotter samt vielen recht großen Steinen bereitete mir Sorgen, die Fahrt verlief ganz schön ruckelig. Darüber hinaus verpasste ich auch noch eine Ausfahrt und verirrte mich ein wenig, war aber um Glück nicht orintierungslos. Bin immer schön weiter der Hauptschotterpiste gefolgt, ja nicht in einer der vielen Nebenstrecken in den Wald hinein, die den Holzfällern vorbehalten waren.
Irgendwann erreichte ich dann auch wieder eine geteerte Straße und fuhr eine Weile, bis ich dann auch den SH1 wieder erreichte, nur ein paar Kilometer von meinem nächsten Ziel entfernt, dem Waiotapu Thermal Wonderland.
Das ist das wohl bekannteste und zumindest farbenprächtigste Thermalgebiet Neuseelands, wie die Fotos unten gut zeigen. Durch die mit dem Thermalgebiet einhergehenden Touristenströme gibt es sogar eine kleine Ansiedlung gleichen Namens, ein recht beliebter Zwischenstopp, da auch etwa auf halbem Wege zwischen Rotorua und Taupo.
Für mich ging es jedoch gleich ins Thermalgebiet – glücklicherweise hatte es grade aufgehört zu regnen und es fing auch erst wieder an, als ich zurück im Auto war. Das Thermalgebiet ist recht groß und zu einer ziemlich touristischen Attraktion ausgebaut – und damit entsprechend teuer. Zu fast allen Thermalgebieten muss man umgerechnet 20€ Eintritt zahlen, finde ich etwas unverhältnismässig für reine Naturschauspiele mit nur etwas bisschen Weglegung rundherum. Nichtsdestotrotz wollte ich natürlich sehen und genoss dann auch in einer gut einstündigen Wanderung die vielen verschiedenfarbigen Tümpel und Seen, wovon in den Fotos eine kleine Auswahl zu sehen ist. Überall dazu Rauch und Dampf und eine angenehme Wärme – das Wasser ist ja meist 100 Grad heiß und verdampft – eine natürliche Klimaanlage. Reinfassen oder gar springen sollte man aber besser nicht! Auch der viele Regen hinterließ Spuren, manche Flächen waren arg von normalen Wasser geflutet, sodass man aufpassen musste, nicht nasse Füße zu kriegen.
Hauptattraktion ist sicherlich der „Champagner Pool“ – dunkelsgrünes „champagnerfarbenes“ Wasser mit einem rotorangenem Rand, das ganz schön dampfte und deshalb leider kaum erkennbar war.Trotzdem imposant, was die Natur für Farben erschaffen kann. Ob giftgrün oder gelb, tiefes Blau oder rötlich – viele Farben waren in anderen Tümpeln und Seen zu bestaunen.
Ich mache es mal kurz und verweise auf die Bilder und widme mich dem weiteren Tagesverlauf.
Zum Waiotapu gehört auch der bekannte „Lady Knox-Geysir“, der jedoch nur einmal täglich um 10.15 Uhr sein Wasser viele Meter weit in die Höhe schiesst. Den verpasste ich an diesen Tag, wurde aber eingeladen, einfach am nächsten Tag wiederzukommen und das Schauspiel zu bestaunen (was ich auch tat…).
Vom Waiotapu ging es nun nördlich nach Rotorua, das ich durchquerte um mein nächstes Ziel anzusteuern, das „Buried Village“ („Begrabenes Dorf“), man kann sagen die so einzige Stelle in Neuseeland von archäologischer Signifikanz. Dazu muss ich etwas weiter ausholen:
Das, was heute das „Buried Village“ ist, war früher eine floriende Maori-Siedlung namens Wairoa, gelegen in der Nähe des recht großen Sees Lake Tarawera. Einige Kilometer quer über den See hinüber liegt der Vulkan Mt Tarawera, in unmittelbarer Nähe lagen die „Pink and White Terraces“. Die hatte ich bereits mal an anderer Stelle erwähnt (Waimangu Volcanic Valley), jedoch nochmal kurz. Sie wurden unter Zeitgenossen als Achtes Weltwunder gehandelt – Wikipedia schreibt: Die Terrassen befanden sich im Bereich des vulkanisch aktiven Waimangu Volcanic Rift Valley. Im Erdinneren erhitztes Thermalwasser mit großen Mengen Siliziumdioxid trat regelmäßig aus zwei Geysiren am Lake Rotomahana nahe Rotorua aus und lief den Hang eines Hügels hinab. Dabei hinterließ das Wasser dicke Ablagerungen des Opal-Minerals Geyserit, aus denen sich Terrassen bildeten, die Wasserbecken umschlossen.
Es war jedenfalls ein erhabener Anblick (Porträt bei den Fotos), der auch die ersten Neuseeland-Touristen anlockte. In dem Dorf Wairoa ließen sich so auch Weiße nieder und boten Hotels, während die Maori ordentlich Geld verdienten, indem sie die Zahlungskräftigen über den Tarawera-See zu den Terassen ruderten und sie herumführten – anders waren die nämlich kaum zu erreichen. Fotografieren kostete übrigens extra – trotzdem existieren ein paar Schwarzweiß-Fotografien dieses Naturwunders.
Nur Schwarzweiß, da der Farbfilm damals noch nicht erfunden war und die Terassen vor 125 Jahren leider verschwanden. Der Vulkan Mt Tarawera brach nämlich am 10. Juni 1886 aus, in der Umgegend gab es gewaltige Explosionen und die „Pinken und Weißen Terassen“ wurden zerstört, ebenso das das Dorf Wairoa. Meterhohe Asche legte sich über das Dorf und tötete etwa 100 Menschen. Die Asche sorgte aber auch dafür, dass manch Baustruktur trotz aller Zerstörung erhalten blieb und heute der Öffentlichkeit zugänglich ist. Ein angeschlossenes Museum informiert über die Hintergründe und im Freien können ein paar Ausgrabungen bestaunt werden. Dazu gibt es eine kleine Wanderung zu einem fotogenen Wasserfall (die mir nasse Füße bescherte) und noch einiges mehr. An der Kasse begegnete ich übriges einer Deutschen, die wie sich herausstellte, aus Bielefeld kam. Herford kannte sie natürlich! Die Gegend um Rotorua scheint mir viele Ostwestfalen anzuziehen, die Besitzerin des Hostels, wo ich später übernachten sollte, stammt aus Paderborn. Die Überreste der „Terassen“ wurden übrigens grade erst dieses Jahr wiederentdeckt, ein Tauchroboter fand Überreste am Grunde des Lake Rotomahanas, einem kleineren See in der Nähe vom Lake Tarawera. Allzu gut erhalten sind die allerdings nicht und bergen kann man die ja auch schlecht…
Bevor es dorthin ging, machte ich jedoch noch einen Stopp am nur 1km entfernt gelegenen Lake Tarawera, dessen Größe mich doch beeindruckte. Lassen wir auch hier wieder die Bilder sprechen und widmen wir uns der Abendgestaltung.
Ich hatte nämlich eine kulturelle Performance im Mitai Maori Village gebucht. Von meinem Hostel mit drei anderen Leuten abgeholt in einem Shuttle wurden wir dorthin transportiert und betraten dann das Zelt, wo es Abendessen und soweiter gab. Alles sah extrem nobel aus und ich fühlte mich etwas fehl am Platze. So nahm ich am Tisch mit ein paar älteren Honorationen Platz und zeigte mich von meiner guten Seite. Ältere Ehepaare aus Wales, Australien und England saßen an meinen Tisch, in etwa 40 Teilnehmer insgesamt dort in Zelt – verlgeichsweise wenig zum Glück. In der Hauptsaison geht es dort sicher arg eng zu und ist nur halb so schön.
Wir saßen da also und irgendwann ging es los und wir wurden von einem Maori begrüßt, der uns ein bisschen die Sprache der Maori näher brachte – man plapperte also nach, was er sagte. Auch wurde ein Häuptling gewählt – die Ehre wurde einen Waliser an meinem Tisch zuteil. Bald ging es auch schon zum „Hangi“ – so wird die traditionelle Zubereitungsart für Essen der Maori genannt. Verschiedenes Fleisch (Hühnchen und Lamm in unseren Fall) und Kartoffeln, Kumaras und Co. werden in Tücher verpackt und in einem Erdofen gegart. Ich durfte helfen, die Tücher wegzuziehen und das Essen auszupacken. Zum Essen ging es aber noch nicht, wir wurden erstmal an einen Bach geführt, wo wir in Erwartung des Kommenden warteten und warteten, uns dabei nass regnen ließen und dem Donnergrollen des Gewitters zuhörten, das über Rotorua tobte. Der Bachlauf bzw. die Quelle, die ihn speiste, ist dem Maori-Stamm heilig und hat auch ziemlich klares Wasser, sofern man das in der Dunkelheit erkennen konnte.
Irgendwann ging es dann auch los und man hörte Trommeln und Stimmen in der Ferne, Fackellicht erschien und ein Kanu mit Maori-Kriegern ruderte den Bachlauf entlang, dabei traditionelle Lieder singend. Sah etwas gestellt aus (war es natürlich auch), aber eigenltlich ganz cool. Irgendwann stiegen die dann auch aus, zogen ihre Grimassen und verschwanden Richtung „Theater“, zu dem wir dann auch geführt wurdenm. Dort sahen wir uns dann eine gut einstündige Vorführung an, in der die Maori traditionelle Lieder sangen, Tänze wie z.B den „Haka“ aufführten oder gar mit traditionellen Waffen gegeneinander kämpften. Die Vorführung war richtig gut und hat sich gelohnt! Bilder sind nichts geworden, allerdings habe ich viele Videos gedreht, die man sich daheim dann mal anschauen kann.
Dann ging es endlich zum Essen, was für meinen nicht grade verwöhnten Gaumen ebenfalls himmlisch war. Lecker Lamm und Kumaras und anderes Zeugs – nicht grade alles traditionell (früher gab es das bestimmt nicht) aber schmackhaft. So langte ich beim Büffet auch ordentlich zu und fühlte mich das erste Mal seit langem wirklich satt. Ich musste mich gegen Ende sogar beeilen, fertig zu werden, ich hatte nämlich noch einen Zusatztrip gebucht, „Beauty by Night“, ein nächtlicher Ausflug in den Tierpark „Rainbow Springs“ nebenan, der jedoch von strömenden Regen weitgehend vermasselt wurde. Erst sahen wir uns noch Glühwürmchen bei der „heiligen“ Quelle an, dann ging es in jenen Tierpark durch den Regen, der einige Tourteilnehmer veranlasste, die Tour zu canceln. Ich war aber nicht aus Zucker und war unter den Mutigen, die noch schnell durch den Park geführt wurden. Hauptattraktion war das Kiwigehege, wo ich Neuseelands berühmten Vogel nun endlich mal in der Nacht erleben durfte und ihn so nah kam, wie nie zuvor. Keine 10cm entfernt, doch Fotos machte ich nicht, um ihn nicht zu verschrecken. Der Kiwi war an unseren Führer gewöhnt und deshalb gar nicht scheu. Auf jeden Fall eine nette Begegnung!
Andere Tiere umfassten lange Aale, Schwäne, einen netten Kea – diese Bergpapageie hatte ich ja in der Wildnis beim Milford Sound schon kennengelernt und verschiedene andere kleine Tiere. Viel zu schnell wurden wir herumgeführt, um dann noch im Shop (jede noch so kleine Attraktion hat seinen eigenen Laden) veranlasst zu werden, ein Souvenir zu kaufen. Dann ging es zurück zu den Unterkünften, wo ich dann auch bald schon einschlummerte – in meine letzte Nacht in einem Hostel in Neuseeland bereits!
So, das muss jetzt reichen, soviel habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr geschrieben. Viel Spaß noch mit den Bildern!
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